Burg Freundsberg (“Schlössl”) - Schwaz
Auf einem steil aufragenden Hügel thront südlich der
Stadt Schwaz die kleine Burg Freundsberg, Stammsitz der
seit 1122 urkundlich nachweisbaren Herren von
Freundsberg. Sie waren Ministerialen der Grafen von
Andechs und später der Tiroler Landesfürsten.
Die Burg ist direkt mit dem Auto erreichbar, wobei die
Straße von Stadtzentrum aus großteils entlang des
Lahnbaches verläuft. Vom Parkplatz aus führt ein steiler
Weg zum Burgeingang. Für kulinarische Bedürfnisse sorgt
die Burgschänke, deren Herzstück der einstige Rittersaal
ist. Besonders empfehlenswert ist der Ausblick, liegen
doch Schwaz und das Inntal der Burg zu Füßen.
Der Besucher gelangt
in einen kleinen Hof,
von dem aus er die
umliegenden
Gebäude erreicht:
Gaststube, einstiger
Rittersaal, Bergfried,
Kapelle, verschiedene
andere niedere
Anbauten.
Der mächtige,
fünfgeschossige
Bergfried beherrscht
die kleine Anlage. Er ist der letzte Rest der einstigen Burg
der Herren von Freundsberg. Heute ist dort das
sehenswerte Schwazer Heimatmuseum untergebracht, das einen sehr guten Einblick in die
Geschichte der Stadt bietet.
Es finden sich dort Erinnerungen an die große Zeit
des Silber- und Kupferbergbaus im 15. und 16. Jh.,
an die Zünfte, verschiedene Schwazer Künstler, an
das Schützenwesen, ehemalige bedeutende
Wirtschaftsbetriebe etc.
Im fünften Stock des Bergfrieds ließ sich Erzherzog
Sigmund der Münzreiche im 15. Jh. eine kleine
Wohnung einrichten, bestehend aus Vorraum,
Küche, Trinkstube und Schlafgemach. Im
Schlafzimmer sind noch die farbenfrohen
Wandmalereien von Jobst Weninger, entstanden 1475, erhalten. Da Freundsberg auch eine
Jagdburg war, können hier Abbildungen von Jägern, einheimischen Tieren und Fabeltieren,
umrahmt von Rankenmalereien, besichtigt werden.
Die verhältnismäßig große Burgkapelle war einst
der Palas, das Wohngebäude, in den eine viel
kleinere Kapelle integriert war. Es handelt sich um
eine der wenigen
Renaissancekirchen
Tirols, die unversehrt
erhalten geblieben
ist. 1614-1642 ließ
der damalige
Besitzer Mathias
Burglechner den
verfallenen Palas mit der kleinen Burgkapelle zur jetzigen Kapelle
ausbauen. Sie ist den Pestpatronen Sebastian und Rochus geweiht, da
1611 die Pest in Schwaz ihr Ende fand.
Burg Freundsberg - Schwaz
Zur Geschichte
•
1122 erstmaliger urkundlicher
Nachweis der Herren von
Freundsberg
•
Um 1170 Entstehung der Burg
•
1230 Ausbau der Burg
•
1467 Verkauf der Burg an den
Tiroler Landesfürsten Erzherzog
Sigmund den Münzreichen,
Bezeichnung “Sigmundsruh”
•
In der Folgezeit verschiedene
Besitzer als Pfandinhaber
•
1614-1642 als Besitzer der Tiroler
Kartograf und Geschichtsschreiber
Matthias Burglechner - Umbau des
verfallenen Palas und der kleinen
Burgkapelle zur heutigen Kapelle
•
1812 Pfarre Schwaz als Besitzer
•
1942 Stadt Schwaz als Besitzer -
Errichtung eines Heimatmuseums
Die Herren von Freundsberg
1122 sind die Herren von Freundsberg erstmals nachweisbar,
um 1170 entstand ihre Burg, 1174/78 ist diese urkundlich
bestätigt.
Als Familie des niederen Adels kamen sie aus Bayern und
waren Dienstmannen (Minsterialen) der Grafen von Andechs.
Freundsberg war auch Gerichtssitz und die Herren von
Freundsberg waren auch Besitzer der Sonnenburg bei
Innsbruck, Burg Friedberg bei Volders, Burg Matzen bei
Brixlegg, Burg Mariastein nördlich von Wörgl auf der
Angerbergterrasse und einiger weiterer Burgen. Neben den
Grafen von Rottenburg stellten sie das bedeutendste
Adelsgeschlecht im Unterinntal dar.
Durch den Anstieg der Bedeutung von Schwaz als Zentrum
des Silber- und Kupferbergbaus im 15. Jh. verkauften die
Herren von Freundsberg 1467 Burg und Gericht an den
Tiroler Landesfürsten Erzherzog Sigmund den Münzreichen.
Sie übersiedelten nach Mindelheim in Schwaben und nannten
sich nun “Fruntsberg”.
1473 wurde in Mindelheim Georg (Jörg) von Fruntsberg
geboren, der zu einem der wichtigsten Landsknechtführer
unter Kaiser Maximilian I. und Kaiser Karl V. wurde. Die 1916
von Ludwig Penz entworfene und 1954 gegossene Statue des
Offiziers schmückt das Schwazer Rathaus.
Schwaz um 1500
Gegen 1410 entdeckte man in der Umgebung von Schwaz Silber- und
Kupfervorkommen. Tausende Knappen zogen hierher, wo um 1520 ca.
20.000 Menschen wohnten und arbeiteten. Damals wurde Schwaz als
“aller Mutter Bergwerke” bezeichnet.
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Bevölkerung zwischen den
Gewerken (reiche Bergwerksverwalter) und den Knappen (Bergarbeiter).
Der Abbau von Bodenschätzen war wie Jagd und Fischerei landesfürstliches
Recht. Da sich die Habsburger ständig in Geldnöten befanden, erhielten sie
von verschiedenen reichen Familien Darlehen und verpfändeten dafür
Schürfrechte an diese. Die bekanntesten Geldgeber waren die Fugger, die
Welser, die Fieger, die Stöck, die Tänzl u. a. Im dritten Stock des Schwazer
Rathauses sind an der Decke ihre Wappen abgebildet.
Schwaz war in den Jahrzehnten um 1500 das bedeutendste
Bergbauzentrum Mitteleuropas. Knappen kamen aus Böhmen, Ungarn und
anderen europäischen Gegenden. Man kann Schwaz um 1500 mit einem
riesigen Industrieunternehmen vergleichen. An den Bächen in der
Umgebung - in Pill, Stans, Weer, Jenbach, Buch, Brixlegg - wurden die Erze
verarbeitet. Das Wasser diente als Antriebskraft für Hammerwerke,
Schmieden, Blasbälge für die Hochöfen u. a.
Aufgrund des Schwazer Silbers leitete Erzherzog Sigmund der Münzreiche
eine große Münzreform ein. In Hall ließ er einen Silbergulden im Wert
eines Goldguldens prägen. Silber war genug vorhanden, Gold jedoch fast
keines. Das Kupfer wurde etwa für den Guss der Schwarzen Mander in der
Innsbrucker Hofkirche und für Kanonen verwendet.
Die Knappen besaßen außergewöhnliche Rechte und verdienten im
Vergleich zu anderen Berufen sehr gut.
Um 1500 entstanden in Schwaz die spätgotische Pfarrkirche und das
Franziskanerkloster.