Ansitz Lipperheide (Neumatzen) - Münster
Auf der südlichen Talseite an der
Bundesstraße zwischen Strass im Zillertal und
Brixlegg im Unterinntal erhebt sich hinter
einer hohen Mauer dieser Ansitz im Stil des
Historismus aus dem 19. Jh. In unmittelbarer
Nachbarschaft befinden sich die Burgen
Lichtwehr und Matzen sowie die Burgruine
Matzen. Östlich an Lipperheide schließt der
sogenannte Matzenpark an, ein Juwel in der
Tiroler Parklandschaft.
Direkt an der Bundesstraße liegt ein
Parkplatz.
Besonders zu empfehlen ist ein Spaziergang
durch den Matzenpark, an dessen westlichen
Ende Lipperheide liegt. Ursprünglich gehörte
der englische Park zum Ansitz und wurde sehr
phantasievoll ausgestaltet. Man findet
mehrere Seen bzw. Teiche (Löwenteich,
Ruinenteich, Karpfenteich), das Nymphäum,
eine Grotte, den Rolandsbogen, das
Jägerhäusl, exotische Bäume u. a. Franz
Feiherr von Lipperheide empfing hier
berühmte Gäste. Im sogenannten Jägerhäusl
komponierte der Musiker Hugo Wolf als Gast seine
Oper “Der Corregidor”. Weitere Gäste waren die
Dichter Adolf Pichler und Peter Rossegger.
Der kleine Ansitz fällt durch einen Turm, Eckerker
mit Zwiebelhelmen, überdeckte Terrassen und
einen Treppengiebel auf. Die ursprüngliche
Ausstattung aus dem Historismus ist noch
großteils erhalten:
Möbel, Fliesen, Wandmlereien, Holzbalkendecken, Holzvertäfelungen
und Öfen.
In der Umgebung von Lipperheide entspringt aus mehreren Quellen ein Calcium-Magnesium-
Sulfat-Mineralwasser, das als Heilwasser bekannt ist. Gefasst wird es u. a. als “Silberquelle”,
“Alpquell” und “Montes” in Brixlegg. Schon 1650 befand sich hier ein “Aubad”. Dieses “Bauernbadl”
war vor allem um 1770 sehr bekannt und brachte Linderung bei verschiedenen Leiden.
Ansitz Lipperheide - Münster
Zur Geschichte
•
Schon 1650 befand sich hier ein “Bauernbadl”,
ein “Gasthof in der Au”
•
1883 kaufte der Berliner Verleger und
Kunstmäzen Franz Freiherr von Lipperheide
diese Gebäude, ließ sie niederreißen und vom
Münchner Architekten Georg Ritter von
Hauberisser (Erbauer des Münchner Rathauses)
das Schlösschen errichten.
•
Anlage eines englischen Parks - Matzenpark
•
1968 kauften der Architekt DI Josef Gschösser
und seine Frau Marianne den Ansitz, ließen ihn
liebevoll restaurieren und machten ihn bei
Ausstellungen immer wieder der Öffentlichkeit
zugänglich. Zu Beginn des 21. Jh. verkauften sie
Lipperheide wieder.
•
Die heutigen Besitzer wohnen nicht mehr im
Ansitz, der auch nicht zugänglich ist.
a.
Stil des Historismus
Im 19. Jh. tritt der Kunststil des Historismus auf. Dabei werden schon
vergangene Stile wie Romanik, Gotik, Renaissance, Barock etc. aufgegriffen
und neu interpretiert. Man spricht dabei deshalb von Neu- bzw. Neoromanik,
Neu- bzw. Neobarock etc.
Mit bestimmten vergangenen Baustilen wurden bestimmte Bedeutungen
verbunden. So entstanden im Stil der Neugotik zahlreiche Rathäuser als
Hinweis auf das im 19. Jh. erstarkende Bürgertum - schon in der Gotik war
das Bürgertum in den Städten bedeutend. Neugotische Kirchen haben vor
allem die französische Kathedralgotik als Vorbild. Neubarocke Ansitze bzw.
Schlösser weisen auf die große Zeit des Schlossbaus im Barock hin, vor allem
auf Schloss Versailles. In der Renaissance und im Barock spielten Theater und
Oper eine wichtige Rolle, deshalb finden sich solche Bauwerke im Stil der
Neurenaissance und des Neubarock.
In Tirol finden sich zahlreiche Bauwerke im Stil des Historismus: zahlreiche
Villen und Blockbauten in Innsbruck (Saggen, Bürgerstraße, Adolf-Pichler-
Platz, Maximilianstraße etc.), Pfarrkirche St. Nikolaus (Neogotik), Pfarrkirche
Pradl (Neoromanik), Herz-Jesu-Kirche (Neoromanik) etc.
Das wohl beste Beispiel des Historismus ist die rund 4,5 m lange Ringstraße
im Wien mit dem Parlament (griechischer Stil - Griechenland als Heimat der
Demokratie), Rathaus (Neugotik), Staatsoper und Burgtheater
(Neurenaissance und Neubarock), Votivkirche (Neugotik), Universität
(Neurenaissance und Neubarock) u. v. a.