Festung Kufstein
Hier, am Ausgang des unteren Inntals bzw. am
Eingang zum unteren Inntal ragen aus der fast
ebenen Talfläche zwei Inselberge hervor, der
Zeller Berg und der rund 400 m lange und rund
200 m hohe Festungsberg. Schon früh entstand
hier aus strategischen Gründen eine Befestigung
zur Kontrolle des Übergangs vom Inntal in das
Alpenvorland.
Die Festung liegt inmitten der Stadt, wobei der mittelalterliche Stadtkern sich auf der Nordseite
des Festungsberges befindet - der nach Bayern
zugewandten Seite. Die Gerichtsbezirke Kufstein,
Rattenberg und Kitzbühel gehörten bis 1504 zu
Bayern, bevor sie unter Kaiser Maximilian I. an
Tirol kamen. Vom Unteren Stadtplatz gelangt man
zum Festungsneuhof und von dort mit einem Lift
oder zu Fuß auf die Anhöhe. Schon allein der
Rundgang durch die weitläufige Anlage ist ein
Erlebnis, verbunden mit einem herrlichen Blick
auf die Stadt, das Inntal und die Umgebung.
Nachdem Kaiser Maximilian I. 1504 die
mittelalterliche Burg in Trümmer geschossen
hatte, ließ er eine neuzeitliche Festung
errichten. Stadt und Festung bildeten über
Jahrhunderte eine fast uneinnehmbare
Einheit.
Schon von weitem fällt der riesige runde
Geschützturm auf, nach Kaiser Maximilian I.
als Kaiserturm benannt. Seine Mauerstärke
beträgt bis zu 7 m. Die Festung wurde in den
Jahrhunderten nach 1504 weiter ausgebaut.
Bleiben wir noch kurz beim Festungsneuhof
oberhalb der Pfarrkirche bzw. des Rathauses.
Seit einigen Jahren besteht hier ein neuer
Besucherbereich. Im Hof selbst befindet sich der Spieltisch der Heldenorgel. Diese ist 80 m höher
im Bürgerturm untergebracht.
Der sogenannte Gedeckte Aufgang führt zur alten Zugbrücke und
zum alten Schlosspfortengebäude. Hier befindet sich jene Stelle,
an der im Jahre 1703 die Bayern in die Burg eindringen konnten.
Sobald man den Gedeckten Aufgang verlassen hat, befindet man
sich im mittleren Bereich der Festung. Rechts führt ein Tor zur
Gaudenzbatterie, zur Unteren Schlosskaserne, zum Tiefen
Brunnen und zum Fuchsturm.
Der Tiefe Brunnen wurde aus dem Felsen bis zum Grundwasser
des Inns gehauen. Mit Hilfe eines Tretrades wurde das Wasser aus
fast 58 m Tiefe
in die Festung
befördert.
Über dem oberen Teil des Gedeckten Aufgangs
erhebt sich der Bürgerturm mit der Heldenorgel
und dem Kaiserjägermuseum mit Erinnerungen
an die Bergkämpfe an der Südfront im Ersten
Weltkrieg.
Der Weg führt weiter zum Schlossrondell und
über einige Stufen in den Innenhof der Oberen
Schlosskaserne, wo sich heute der Burggasthof
befindet. Auffallend ist der mächtige Kaiserturm, der mehrere Stockwerke aufweist und im 19. Jh.
auch das einstige Staatsgefängnis beherbergte. Die
dortigen Zellen der Gefangenen sind noch zu
besichtigen.
In der Oberen Schlosskaserne ist heute das
Heimatmuseum Kufstein unterbracht. Neben
Erinnerungen an die Belagerungen von 1504, 1703 und
1809 gibt es dort Objekte aus der Tischofer Höhle,
eine Bauernstube, Trachten, Kunstwerke aus
verschiedenen Jahrhunderten sowie Geografisches
und Naturkundliches zu besichtigen.
Ein weiterer
Bereich sind die ausgedehnten Vorbefestigungen, zu denen
die Wallachenbastei, die Pfauenschwanz-Bastion und die
Josefsburg mit ihren Kasematten gehören. Die Josefsburg
ist mit einem zusammenklappbaren Dach ausgestattet, da
dort immer wieder verschiedene Veranstaltungen
stattfinden.
Festung Kufstein - Kufstein
Zur Geschichte
•
1205 erste Erwähnung einer Burg als
gemeinsamer Besitz der Bischöfe von
Regensburg und der Herzöge von Bayern - später
Herzöge von Bayern als alleinige Besitzer
•
1504 konnte Kaiser Maximilian I. im Zuge des
bayerisch-pfälzischen Erbfolgekriegs die
Gerichtsbezirke Kufstein, Kitzbühel und
Rattenberg für Tirol gewinnen - er ließ die Burg
Kufstein in Trümmer schießen
•
1505-1522 Bau einer neuzeitlichen Festung
•
17. und 18. Jh. weitere Ausbauten:
Carolibastion, Eugenschanze, Josefsburg
•
1703 Eroberung durch die Bayern im Zuge des
“Boarischen Rummels”
•
1809 wieder Besetzung durch die Bayern
•
19. Jh. Staatsgefängnis (bis 1865)
•
1882 Auflassung der Festung
•
1924 Stadt Kufstein
•
1931 Heldenorgel
Die Eroberung der Burg Kufstein im Jahre 1504
In einem Erbstreit der bayerischen Herzöge, der als bayerisch-pfälzischer
Erbfolgekrieg in die Geschichte eingegangen ist, konnte der Habsburger
Kaiser Maximilian I. die damals bayerischen Gerichtsbezirke Kufstein,
Kitzbühel und Rattenberg für Tirol erwerben.
Kaiser Maximilian führte damals selbst seine Truppen an und beschoss die
mittelalterliche Burg Kufstein mit kleinen Kanonen, die eigenartige Namen
wie “Schöne Kathl”, “Türkische Kaiserin” und “Burgunderin” trugen. Die
Kugeln konnten wenig ausrichten. Der bayerische Burghauptmann Hans
von Pienzenau wollte die Burg jedoch nicht übergeben.
Der Sage nach soll Pienzenau provokant mit einem Besen den Mauerstaub,
der durch die kleinen Kanonenkugeln herunterbröselte, weggekehrt und
Maximilian dadurch sehr verärgert haben.
Maximilian ließ daraufhin aus dem Innsbrucker Zeughaus größere Kanonen
holen, die auf Flößen auf dem Inn transportiert wurden. Die damals zwei
größten Kanonen wurden “Purlepaus” und “Weckauf” genannt und
mussten von je 32 Pferden gezogen werden. Das Gewicht der Eisenkugeln
betrug zwischen 100 und 150 kg. Nach drei Tagen Beschuss lag die Burg in
Trümmern. Der Kaiser ließ Hans von Pienzenau und 17 seiner Getreuen
enthaupten. Abbildungen dieser beiden Kanonen gibt es nicht
Maximilian gab jedoch schnell den Befehl zum Wiederaufbau der Anlage,
allerdings nun im Sinne einer neuzeitlichen Befestigung.
Unterschiede zwischen einer mittelalterlichen Burg und einer neuzeitlichen Festung
Mittelalterliche Burgen waren wehrhafte Wohnsitze des Adels und stammen grundsätzlich aus der
Romanik und Gotik (11. bis Anfang 16. Jh.), vor allem jedoch aus dem 10. bis 13. Jh. Burgen haben hohe Mauern
und Türme mit Wehrgängen, Schießscharten und Zinnen. Es handelt sich um feste Steinmauern. Die
gesamte Anlage ist unregelmäßig gebaut, von einer Wehrmauer umgeben und besteht aus mehreren Höfen.
Zentrum ist der hohe Bergfried, ein wehrhafter Turm, in den sich die Bewohner bei Belagerung als letzten
Zufluchtsort zurückziehen konnten.
Als im 15. Jh. in den Kämpfen mehr und mehr Geschütze verwendet wurden, konnten die hohen, aber meist
dünnen Schutzmauern leicht zerstört werden. Die Antwort darauf war die Entwickung von Festigungen.
Ende des 15. Jh. ist das Ende der Burgen anzusetzen. Einerseits entstand das Schloss, bei dem es vor allem um
den Aspekt des Wohnens ging, andererseits die neuzeitliche Festung, bei der die Verteidigung im Vordergrund
stand.
Ausgangsland der Festung ist Italien. Ausgehend von ersten Verstärkungen der Befestigungsanlagen mit
Erdwällen und runden Bollwerken, den Rondellen, entstand ab ca. 1500 das sogenannte Bastionärsystem.
Eine Bastion ist ein Verteidigungswerk in Form einer Pfeilspitze mit fünf Ecken. Neu war auch der polygonale
Grundriss, der auf vorausberechenbaren Schussbahnen beruhte. Die “Mauern” bestanden aus mächten
Wällen aus Erde und Geröll, eingefasst von Natursteinen und Ziegeln. Sie sind viel niedriger als Burgmauern,
meist schräg ansteigend angelegt und stehen oft in tiefen und breiten Gräben.